Ostern ist da

Liebe Pfarreimitglieder,

es ist ein Osterfest, wie es noch keins gegeben hat in der Geschichte des Christentums. Ohne öffentliche Gottesdienste, ohne große Osterfeuer, ohne das feierliche Osterlob. Und zwar weltweit. Vielleicht macht dieses Fehlen von echter Nähe, von lebendigen Zeichen, von liebgewordenen Riten es Ihnen in diesem Jahr schwerer, die ganze Fülle des Festes zu begreifen. Vielleicht ist es auch genau andersherum: In der erzwungenen Reduktion beginnt die Osterbotschaft neu aufzuleuchten. Sie steckt ja voller Hoffnungsworte für unsere Zeit: Ihr werdet ihn wiedersehen (Mk 16,7). Sie erkannten ihn (Lk 24,31). Ich bin mit euch alle Tage (Mt 28,20). Streck deine Hand aus und sei gläubig (Joh 20,27). Er entfacht unsere Glut neu (Joh 21,11).*

Nicht nur in biblischen Texten können wir die Osterbotschaft entdecken. Wir können einfach nach draußen schauen: „Die Welt ist Gottes so voll. Aus allen Poren der Dinge quillt er gleichsam uns entgegen.“ (Alfred Delp) Wenn ich im Homeoffice aus dem Fenster blicke, sehe ich es knospen. Die Kirschzweige blühen auf meinem Balkon. Die Wildbienen summen. Erwachende Natur. – Das ist Ostern. Auch wenn ich den Alltag wahrnehme: Ärzte und Pfleger in den Krankenhäusern, das Personal der Altenheime, Kassierer im Supermarkt, viele andere, sie alle mühen sich ab, um dem Leben zum Sieg zu verhelfen. – Auch da ist Ostern. Ostern ist da. Mitten unter uns. Das nimmt uns nicht alle Sorgen und Ängste, aber es kann uns immer wieder hoffen lassen: „Weil sein Grab leer ist, darum wissen wir: Es hat alles schon wirklich begonnen, gut zu werden.“ (Karl Rahner)

Ich wünsche Ihnen von Herzen ein frohes und frohmachendes Osterfest und den Segen des Auferstandenen,

Ihr
Sebastian Fiebig
Pastoralreferent

*) Vom 14. bis 18. April können Sie mich zu diesen Texten in der NDR Morgenandacht hören (NDR Info 5.55 Uhr, NDR Kultur 7.50 Uhr).