Advent in der Corona-Zeit: Lesungen aus dem Propheten Jesaja hören, für andere beten, singen – in der Familie am Adventskranz oder online, so wie es jetzt gerade möglich ist.
Das Liturgische Institut der Schweiz hat dazu eine kleine Broschüre herausgegeben, die man hier herunterladen kann: Das Schweizer Hausgebet im Advent. Daran mitgearbeitet hat auch Jörg Schwaratzki , der aus St. Hedwig stammt und heute am Lehrstuhl für Pastoraltheologie der Universität Freiburg/Fribourg arbeitet.
Am vergangenen Sonntag wurde nun Pater Benny in St. Hedwig in einer Messe offiziell verabschiedet. Hier nun einige Fotos und die Rede von Anja Speidel für unsere Gemeinde, sowie die Dankesbotschaft von Pater Benny.
Anja Speidel, 6.12.20:
„Lieber Pater Benny,
als Sprecherin des Gemeindeteams ist es heute meine Aufgabe Sie im Namen der Gemeinde St. Hedwig zu verabschieden. Eine Aufgabe die mir nicht leicht fällt.
10 Jahre waren Sie bei uns.
Ihre große Empathie, Ihr Lächeln und Ihre Fröhlichkeit werden uns fehlen. Ob groß ob klein ob alt ob jung, Sie fanden immer für jeden die passende Ansprache und zeigten für jeden aufrichtiges Interesse. In letzter Zeit haben Sie besonders alten Menschen in Krankheit Trost gespendet und Vielen Hoffnung und ein Gehör gegeben.
Wenn man nach der Bedeutung des Wortes Abschied sucht, dann bekommt man als Erklärung: sich von jemandem oder etwas zu trennen. Heißt: dem Vergänglichen zustimmen. Abschied bedeutet leider immer Trennung.
Ich denke ich spreche im Namen Aller wenn ich sage: Wir hätten Sie gern noch etwas länger bei uns behalten.
Der heutige Abschied ist nun ein Tor in eine neue Welt.
Wohin Sie auch gehen, gehen Sie mit Ihrem ganzen Herzen.
Wir wünschen Ihnen viel Erfolg und Kraft auf Ihrem weiteren Lebensweg und alles erdenklich Gute für die Zukunft.
Vergessen Sie uns nicht und wenn Sie wieder einmal in Deutschland sind, kommen Sie uns bitte unbedingt besuchen.
Wenn Menschen auseinandergehen so sagen Sie Auf Wiedersehen.
Ich möchte gern den Text meines Lieblingsliedes zitieren, das wir regelmäßig in unserer Kirche singen und das zugleich Abschied und Hoffnung auf ein Wiedersehen ist.
Und bis wir uns Wiedersehen, halte Gott Dich fest in seiner Hand.
Bis wir uns mal Wiedersehen hoffe ich dass Gott Dich nicht verlässt. Er halte Dich in seinen Händen doch drücke seine Faust Dich nie zu fest.
In diesem Sinne: Tschüß und auf Wiedersehen lieber Pater Benny!„
Pater Bennys Dankesrede:
„Liebe Gemeinde!
Zuerst möchte ich mich für die freundlichen Worte zu meinem Abschied bei Frau Speidel und bei Herrn Pfarrer Janßen bedanken.
Seit 10 Jahren bin ich nun in Deutschland. Neun Jahre davon hier in dieser Pfarrei. Auf diesen Platz hat mich unser Herr hingeführt, davon bin ich überzeugt. Ich fühle mich hier zuhause und habe viele Freunde gefunden. Ich war fremd und Ihr habt mich aufgenommen. Dafür vielen Dank.
Der Anfang war schwer. Ich hatte Heimweh, war traurig und einsam. Die Sprache, das Essen, das Wetter, die Mentalität, die Kultur – alles anders als in meiner Heimat. Wenige Menschen, mit denen ich reden konnte. Sprechen und nicht verstanden werden, nicht die richtigen Worte finden, das macht mutlos. Zusätzlich kam hinzu, dass ich am Anfang keine Aufgaben hatte. Wie oft habe ich Gott gefragt: Herr, was willst Du, dass ich hier in Deutschland tun soll?
Eines Tages wurde ich von einer Familie eingeladen. Hier konnte ich meine Situation ansprechen. Nach kurzer Diskussion kam das Wort von Papst Johannes Paul II auf:
„Wenn du einsam bist, suche jemanden, der noch einsamer ist. Öffne deine Gedanken für jene, denen es in irgendeiner Hinsicht schlechter geht als dir, denen du in irgendeiner Hinsicht helfen kannst – durch ein Gespräch, durch eine Handreichung, eine Besorgung oder wenigstens durch das bekundete Mitfühlen“.
Diese Worte gaben mir eine neue Motivation, eine neue Basis. Ich fing an, die Senioren zu besuchen. Zuerst war Erstaunen und Überraschung zu spüren.
Ein Ausländer, ist der überhaupt Priester? Mit der Zeit Freude und Dankbarkeit über den Besuch. Später wurde ich von den Menschen schon erwartet, immer häufiger persönlich eingeladen. Neben den Besuchen aus Anlass eines Geburtstages, kamen die Krankenbesuche hinzu, auch in Altenheimen, in Krankenhäusern, Hospizen. Viele Krankensalbungen durfte ich spenden. Bei diesen Besuchen wurde ich immer häufiger von Gemeindemitgliedern begleitet. Dafür vielen Dank.
Die verschiedenen Gemeindegruppen luden mich zu ihren regelmäßigen Treffen ein. Alle diese neuen Kontakte und Aufgaben gaben mir Kraft und Ermutigung. Neben Dankbarkeit und Freude, erfuhr ich aber auch von den Sorgen und den Nöten der Menschen. Zuhören war deshalb immer wichtig.
Im Sommer bin ich gerne mit dem Fahrrad in Norderstedt herumgefahren und habe Gemeindemitglieder in ihren Gärten besucht. Viele Geschichten habe ich dort gehört.
Ich lernte das Grillen im Garten kennen und durfte die Erträge aus den Gärten kosten. Manchmal konnte ich auch die indische Küche präsentieren. Für alle Begegnungen vielen, vielen Dank.
Ein einfacher Satz von Bischof Wanke aus Erfurt zeigt den Weg, der mich geleitet hat:
„Besuche den anderen in seinem Zuhause, dass ist besser, als darauf zu warten, dass er zu dir kommt. Der Besuch schafft Gemeinschaft. Er holt den anderen dort ab, wo er sich sicher und stark fühlt.“.
Durch die neuen Aufgaben und Arbeiten, durch die vielen Gespräche verschwand auch mein Heimweh. Bei den Menschen spürte ich eine Veränderung, immer mehr Offenheit wurde mir entgegen gebracht. Deutschland wurde mir zur zweiten Heimat.
Im Buch „Der kleine Prinz“ steht: „Sind unsere Augen nicht manchmal blind. Müssen wir nicht mit dem Herzen suchen und sehen lernen“.
Ich möchte mich bei allen bedanken, die mir auf vieler Art und Weise geholfen haben, die dabei große oder kleine Verantwortungen für die Gemeinde übernommen haben.
Ich kann leider nicht alle mit Namen aufrufen, um jedem persönlich zu danken. Deshalb zuerst vielen Dank den verschiedenen Gruppen, den Senioren, den Frauengruppen, der Wandergruppe. Dank den vielen Helfern bei den Gottesdiensten. Gerne erinnere ich mich an die Kinder- und Familiengottesdienste.
Bewundert habe ich immer die Arbeit für unseren Basar, der leider dieses Jahr nicht eröffnet werden konnte.
Das gleiche gilt für die Aktion der Sternsinger.
Der Hungerlauf in der Fastenzeit, gerne bin ich mitgelaufen. Was für eine großartige Idee.
Alle diese Aktionen, ich hoffe, dass ich keine vergessen habe, werden mir in Erinnerung bleiben. Bei meiner neuen Aufgabe in Indien werde ich immer darüber berichten.
Gerne erinnere ich mich an die Wallfahrt mit den Messdienern nach Rom. Ich denke an unsere Pfadfinder, die ich mehrmals im Zeltlager besuchen durfte.
Von Ihnen allen in der Gemeinde habe ich viel gelernt und die deutsche Kultur aufgenommen.
Nie vergessen werde ich die großzügige Spende, die Sie mir vor drei Jahren überreicht haben, als mein Heimatland von einer großen Flutkatastrophe heimgesucht wurde. Auch hierfür nochmals vielen Dank.
Danke den Mitarbeitern des Gemeindeteams, dem Kirchenvorstand. Dank aber auch den hauptamtlichen Mitarbeitern, die Sekretärinnen, Frau Carola Kaufhold, Frau Austen und Frau Nobis. Dank den vielen Pastoral- und Gemeindereferenten, sowohl den noch aktiven als auch den ausgeschiedenen. Gerne habe ich mit Manfred Pleus gearbeitet. Ich möchte mich bei allen Priestern bedanken, mit denen ich in den vergangenen 10 Jahren arbeiten durfte, besonders bei Pfarrer Kuriakose und bei Pfarrer Wellenbrock. Vergessen darf ich auch nicht unsere Bischöfe, die mich hier nach Deutschland geholt haben.
Liebe Schwestern und Brüder,
es ist der Herr, der Sie und mich zusammen geführt hat. Er wird uns einmal fragen, was uns sein Wille im Leben bedeutet hat. Damit wir seinen Willen erfüllen, sind wir darauf angewiesen, dass einer auf den anderen achtet, dass einer für den anderen betet. Sehen wir uns immer als Kinder Gottes und leben wir danach, denn gemeinsam sind wir auf seinem Weg.
Ich wünsche Ihnen alles Gute für die Zukunft. Bleiben sie gesund, unterstützen sie weiter diese Gemeinde, übernehmen Sie kleine oder große Verantwortung in dieser Gemeinde. Alle werden gebraucht.
Mein herzlicher Dank an Alle, die mit mir heute diesen Gottesdienst gefeiert haben.
Ich habe gehört, dass nicht alle ein Ticket für diesen Gottesdienst erhalten haben. Dies tut mir leid, aber Corona hat vieles verändert. Ich bin noch einige Wochen hier in der Gemeinde und habe die Gelegenheit, den einen oder anderen zu sprechen. Außerdem bin ich jederzeit telefonisch zu erreichen.
Pater Benny Mathew MST„
Und wer am letzten Sonntag nicht mehr in die Corona-volle Kirche kam, hier die weiteren Messen in St. Hedwig, bei denen man Pater Benny noch einmal erleben kann:
Sonnabend 19.12. um 18 Uhr Dienstag 22.12. um 18.45 Uhr Donnerstag 24.12. um 18 Uhr Freitag 25.12. um 11.30 Uhr
Anja Speidel weist darauf hin, dass die morgige Messe mit Pater Benny in St. Hedwig komplett ausgebucht ist. Nicht angemeldete Besucher müssen leider von den Ordnern abgewiesen werden! Die aktuellen Regeln um Corona lassen keine anderen Optionen offen.
Wer sich von Pater Benny verabschieden möchte, kann dies aber noch gut in einer der anderen Messen mit Pater Benny (s.a. Messen mit Pater Benny) tun.
Bei Anruf Andacht! Wer die 040/280 45 61 anruft, hört die Telefonandacht, einen geistlichen Impuls von einem Seelsorger aus der katholischen Pfarrei St. Katharina von Siena. Die Kurzandacht dauert maximal vier Minuten, jeden Sonntag wechseln Thema und Sprecher, dadurch ist das Angebot sehr vielfältig. „Merkwürdige Führungsqualitäten“ und „Vorfreude auf dem Himmel“ und „Streck dem Armen deine Hand entgegen“, so lauteten die letzten Themen. Der Anruf ist zum normalen Tarif aufs Festnetz möglich. Das Angebot startete bereits nach den Herbstferien und ist auf längere Sicht geplant.
Es gibt ihn noch, den Hedwiger Weltladen… trotz einem Dreivierteljahr Pandemie. Manche unserer Kunden finden uns noch, übers Seitenfenster am Gemeindehaus. Andere halten uns die Treue über regelmäßige Bestellungen, die wir (in der Nähe) nach Hause liefern oder in der Gemeinde deponieren. Das hält uns aufrecht! Viele Lebensmittel sind allerdings auch abgelaufen und zur Norderstedter Tafel gewandert. (Des einen Leid ist des anderen Freud‘!)
Den Basar haben wir einerseits sehr vermisst…
… andererseits hat bei uns Zuhause zum ersten Mal seit vielen Jahren am ersten Advent die erste von vier Kerzen gebrannt. Das ist auch schön. So hat jede Medaille zwei Seiten.
Wie geht es nun weiter? – Auf jeden Fall halten wir den Laden! Kunsthandwerk und Bücher haben kein Ablaufdatum, die warten einfach auf bessere Zeiten. Bei Lebensmitteln sieht es anders aus, siehe oben. Das wenige, das zurzeit regelmäßig gekauft wird, besorgen wir weiterhin. Anderes wird erstmal nur noch abverkauft (bzw. an die Tafel abgegeben). Wenn Sie konkrete Wünsche haben, gehen wir gern darauf ein (immer mit gewissem Vorlauf, bitte!). Vorratshaltung versuchen wir ansonsten zu minimieren.
Im Advent ist der Weltladen (über das Seitenfenster) an jedem Samstag und Sonntag um die Heilige Messe herum geöffnet.
Die geltenden Hygienevorschriften werden eingehalten. Nach wie vor ist die Bezahlung auch per Überweisung möglich; Zettelchen mit den Kontodaten liegt bereit.
Vielleicht sehen wir uns?
Einen lichtreichen, gesegneten Advent und frohe Weihnachten wünscht